Deggingen wird erstmals im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt, doch sind Gräberfunde aus der Merowingerzeit, etwa aus dem 5.-7. Jahrhundert nach Christus, nachgewiesen. 1382 – 1396 war der zur Grafschaft Helfenstein gehörende Ort an die Reichsstadt Ulm verpfändet. Der Marktort blieb jedoch beim Wiesensteiger Teil der Herrschaft. Durch Helfensteinische Erbtöchter gelangten um die Mitte des 17.Jahrhunderts zwei Drittel der Reichsgrafschaft an Kurbayern und ein Drittel an Fürstenberg. Als Teil der Reichsgrafschaft kam Deggingen 1806 an Württemberg. Bis 1938 gehörte es zum Oberamt Geislingen, seitdem zum damals gebildeten Landkreis Göppingen.Um 1700 ließen die Ortsherrschaften Kurbayern und Fürstenberg die Pfarrkirche „Zum Heiligen Kreuz“ neu erbauen. Der gotische Turm der Kirche, der aus dem 14. Jahrhundert stammt, blieb erhalten. Die Pfarrkirche, 1978 – 1980 in ihrem Inneren restauriert, zeichnet sich durch ihre reichen, farbigen Stukkaturen, die dem einheimischen Künstler Johannes Ulrich Schweizer zugeschrieben werden, und dem Hochaltar mit seiner freiplastischen Kreuzigungsgruppe.Handwerkliche und künstlerische TraditionenIm 18. und 19. Jahrhundert trieben die Einwohner Deggingens weltweiten Handel mit selbstverfertigten Spindeln, Schröpfköpfen und „Aderlaßeiselein“, mit denen man in jener Zeit glaubte, fast jede Krankheit heilen zu können.
Weiterhin bekannt geworden sind auch die Degginger „Ipser“ (Gipser) und Stuckateure, die bis zur Industrialisierung in Geislingen während der Sommermonate in Schlössern, Kirchen und Profanbauten arbeiteten, und die im 2.Viertel des 18.Jahrhunderts zum Teil in ihrer eigenen Heimatgemeinde eine große künstlerische Tätigkeit entfalteten.
Der Ort selbst liegt in 470 – 520 Höhenmetern, die Anhöhen nördlich und südlich steigen bis 750 m an; von dort hat man herrliche Ausblicke über die Region.
Über dem Ort, an der Südalb, steht das 1716 – 1718 erbaute Rokokojuwel, die Wallfahrtskirche Ave Maria. Sie entstand nach den Plänen des bedeutenden Klosterbaumeisters Christian Wiedemann und wurde als Nachfolgerin einer ursprünglich höher gelegenen, 1469 erstmals erwähnten Kapelle errichtet. An ihrer Ausgestaltung waren der Maler Josef Wannenmacher aus Tomerdingen und die einheimischen Stuckateure Ulrich und Johann Jakob Schweizer beteiligt. Das 1930 erbaute Kloster wird heute von Kapuzinermönchen bewohnt. Auf der Südalb liegt der Weiler Berneck mit Wall-Resten einer Burg. In ihr steht die Buschelkapelle. Nahe der Schonter ist ein römisches Kleinkastell mit Siedlung aus der Zeit des Alblimes ( 2. Jahrhundert n. Chr. ) nachgewiesen.
Reichenbach im Täle, seit 1975 durch die Gemeindereform der Gemeinde Deggingen zugeordnet, ist im Jahr 1371 erstmals erwähnt. Der Name Reichenbach ist gleichbedeutend mit „wasser-reicher Bach“.
Ein verheerender Brand legte 1469 den Ort größtenteils in Schutt und Asche. Aus dem 15. Jahrhundert stammt die dem heiligen Pantaleon geweihte Kirche, die 1728 baulich verändert und zur Pfarrkirche erhoben wurde.
In Deggingen findet, auf alte Rechte zurückgehend, zweimal jährlich ein Krämermarkt statt, der alljährlich stattfindende Weihnachtsmarkt, ebenfalls in der Hauptstraße, lockt viele Besucher. Weil sich Deggingen durch seine Eigenschaften als Marktflecken schon früher von den umliegenden Dörfern abhob, nannte man es auch „Klein Paris“. (Paris was früher für das Volk der Inbegriff für Vornehmheit und Weltoffenheit).
Perle im Oberen Filstal
Deggingen, landschaftlich reizvoll im Herzen des Oberen Filstals gelegen, hat sich von einer kleinen bäuerlichen Gemeinde zu einer lebendigen, aufstrebenden Gemeinde entwickelt, in der sich die Begriffe „Wohnen, Arbeiten, Freizeit“ miteinander verbinden. Mitbedingt durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, die hier im Täle eine neue Heimat fanden, ist die Einwohnerzahl von etwa 3000 im Jahr 1946 auf rund 4500 im Jahr 1975 angewachsen.
Zusammen mit Reichenbach im Täle hat die Gemeinde heute über 5500 Einwohner aufzuweisen – die ist damit die nach Einwohnern größte Gemeinde im Oberen Filstal – eine Gemeinde, die sich auf ihre eigene Kraft konzentriert und sich mit einer in sich ausgewogenen Struktur darstellt; Handwerk, Handel und Gewerbe sowie landwirtschaftliche Betriebe, letztere überwiegend im Ortsteil Reichenbach, haben in der Gemeinde einen festen Standort.
Über die nahe Autobahn A8 Stuttgart – München ist die Gemeinde gut zu erreichen. Nicht nur Beschäftigte aus Deggingen, sondern auch für die Bewohner der Nachbargemeinden werden Arbeitsplätze im Ort angeboten. Eng mit der Gemeinde verbunden sind hauptsächlich die für die Alb traditionellen Nähfabriken, aber auch die metallverarbeitenden Betriebe und nicht zuletzt ein gesundes Handwerk und ein guter Einzelhandel. Der Teilort Reichenbach ist weitestgehend ein Pendlerwohnort mit relativ stark ausgeprägter Nebenerwerbslandschaft. Vor allem die Viehhaltung ist überdurchschnittlich hoch. Zwei Drittel der landwirtschaftlichen Fläche werden als Wiesen und Wieden genutzt, während das letzte Drittel primär dem Getreidebau vorbehalten ist. Die 811 ha Wald werden ebenfalls bewirtschaftet. Ein Flurbereinigungsverfahren, durchgeführt in den 70er Jahren, hat die landwirtschaftliche Nutzung erheblich verbessert.
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